Für das Angeln an Wehranlagen gibt es eine goldene Regel, und sie besagt schlicht: Am Wehr gibt’s mehr. Denn Wehre sind von Menschen gebaute Sperren, mit deren Hilfe der Wasserstand eines Flusses reguliert wird. Damit wird der über Kilometer eintönige Wasserlauf plötzlich besonders. Dort zu angeln, ist also sehr vielversprechend. Nur, warum tummeln sich besonders viele Fische gerade an solchen Wehren? Ein Fluss verläuft in der Regel über mehrere Kilometer geradlinig. Kaum eine Besonderheit unterbricht das Wasser. Bis sich dem Fluss ein Wehr in den Weg stellt. Und dabei ist es nahezu egal, welche Form oder Größe es hat.
Angeln unterhalb eines Wehres
In jedem Fall kommt es stellenweise zu einer kräftigen Strömung, wodurch mit Auswaschungen Vertiefungen entstehen und Strudel und gleich daneben wiederum sich die ruhigen Zonen in der Nähe des Ufers anschließen, wo das Wasser nahezu steht. Gerade dort laueren Raubfische, um sich einen schwachen Fisch aus dem Sog zu schnappen. Und wo, wenn nicht an dieser Stelle, zeigt sich, welcher Fisch noch ausdauernd ist und welcher nicht? Zudem ist das Wasser überaus sauerstoffreich und es wird immer wieder neue Nahrung angetrieben. Besonders im Sommer lassen sich bei extremster Hitze am Wehr noch immer gute Fische antreffen.
Nur, warum stehen Fische nicht lieber doch ein paar Hundert Meter entfernt im „normalen“ Flussbett? Weil der Sauerstoffgehalt dort geringer, das Wasser mitunter flacher und damit erhitzter ist. Anders eben im Wehrschuß, dem schäumenden Wasser direkt unterhalb des Wehres. Dort ist die Strömung für einige Fische allerdings zu stark. Die tieferen Gumpen und die Mischwasser zwischen Strömungen, Wirbeln und ruhigeren Wasserzonen dagegen sind ein beliebter Standort für Weißfische und Hechte.
Hinzu kommt eine Vielzahl anderer Fische, die von den Futterstoffen angelockt werden, die der Wasserfall bringt. Ein zu großes Wehr indes erfordert vom Angler viel Erfahrung, um sich in die Welt unterhalb der Wasseroberfläche hineinzudenken. Ein zu kleines Wehr dagegen bietet nach wenigen Würfen nicht mehr viel Ausbeute. Die Fische sind erfahrungsgemäß auch kleiner.
Zu empfehlen sind daher Wehre mittlerer Größe, sprich einer Breite, die sich mit der Spinnrute nur gerade so noch überwinden lassen würden.
Angeln oberhalb eines Wehres
Die Fangchancen sind auch oberhalb von Wehren sehr gut, vor allem mit einer Grundangelmontage auf Karpfen, Aale oder Quappen. Gerade im Sommer sind für Aale Wehre super Stellen. Und auch andere Fische, die tieferes und damit kühleres Wasser bevorzugen, wobei der Grund zugleich zahlreiche Verstecke bietet im Gegensatz zu den flachen Flussbereichen einige Meter weiter zuvor. Ratsam ist es, kurze Vorfächer zu verwenden, denn gerade in starker Strömung kommt es oft zu Verwicklungen. Und das Blei sollte als Saftey-Bolt-Rig zum Einsatz kommen. Wenn das Blei sich irgendwo verheddert oder festhängt, geht es zwar verloren, der Fisch aber lässt sich bei dieser Montage noch locker retten.
Als Köder sollten idealerweise Tauwürmer präsentiert werden, und zwar in dem tiefen Bereich, kurz bevor das Wasser herunterschießt in Ufernähe. Auch Quappen lassen sich dort fangen. Im Winter beißen sie allerdings fast nur im nährstoffreicheren Wasser unterhalb des Wehres.
Übersicht über die Fischarten und Angelmethoden am Wehr
Fische | Standorte | Fischfangtechniken und Köder |
Barbe | Unterhalb vom Wehr, tiefer Pool, Gumpenfuß, Auslauf, schnelle Kehrwasser | Bodenbleiangeln auf Wurm; Maden im Futterkorb, verpuppte Maden; Maden und Mais an der treibenden Pose |
Brasse | Oberhalb und unterhalb vom Wehr, tiefer Pool, Kehrwasser | Maden, Rotwurm, Brotflocken und Mais im Futterkorb |
Döbel | Unterhalb vom Wehr, tiefer Pool, Gumpenfuß, Auslauf, Kehrwasser | Frühstücksfleisch, Käse, toter Köderfisch, Tauwurm, Mais und Schwimmbrot an der treibenden Pose; kleine Spinner, Wobbler |
Hasel | Unterhalb vom Wehr, Gumpenfuß, Auslauf | Maden an der treibenden Pose |
Aal | Oberhalb vom Wehr, tiefer Pool, Kehrwasser, unterhalb vom Wehr in größerer Entfernung zum Bauwerk | Tauwurm, toter Köderfisch |
Äsche | Unterhalb vom Wehr, Strömungsbereich, Gumpenfuß, Auslauf | Maden an der treibenden Pose |
Barsch | Oberhaln und unterhalb vom Wehr, tiefer Pool, Gumpenfuß, Kehrwasser | Tauwurm und tote Köderfische an der treibenden Pose oder gelegert |
Hecht | Oberhalb und unterhalb, dort im Kehrwasser | Spinner und Wobbler; Köderfische an der treibenden Pose oder Grund |
Plötze (Rotauge) | Gumpenfuß, Auslauf, Kehrwasser | Brot, Mais, Maden an der treibenden Pose oder auf Grund |
Bachforelle | Unterhalb des Wehres, im Strömungsbereich des Wasserfalls, Rausche, Kehrwasser | Spinner und Wobbler; Tauwurm am rollenden Bodenblei |
Die meisten Wehre sind heutzutage mit Fischtreppen ausgerüstet. Um diese zu passieren, müssen die Fische sich zunächst orientieren. Ist womöglich gar kein Fischpass vorhanden, geht es stromaufwärts erst mal auf eine Warteposition. Insofern sammeln sich allein deshalb schon viele Fische unterhalb eines Wehres – wogegen sie stromabwärts einen leichteren Weg haben. Und nun: Ab ans Wasser mit diesem Wissen! Apropos Wissen: Ihr müsst euch natürlich zuallererst über die rechtliche Situation für euer Gewässer erkundigen. In aller Regel ist es nämlich mehrere Meter in beide Richtungen vom Wehr nicht erlaubt zu fischen! Und das können gute 50 Meter sein! Aus gutem Grund, wie ihr ja jetzt wisst 😉